1877 gründeten die Brüder Ilario und Leopoldo Ruffino ihre erste Weinkellerei in der Nähe von Florenz. Ihre Geschäftsidee war genial. Sie erzeugten ihre Weine nicht nur für den italienischen Markt, sondern exportierten zielstrebig in die Länder, in denen viele Italiener zu Hause sind. So wurden schnell die USA ihr wichtigster Markt. Die Heimweh-Strategie eben. Heute produziert Ruffino in Venetien und in der Toskana insgesamt 30 Millionen Flaschen und exportiert ihre Weine in 90 Länder. Sie bedienen das Einstiegssegment genauso wie exklusive Rotweine. Die 25 verschiedenen Weine und Schaumweine bieten bei guter Qualität für jeden etwas.

Foto Ruffino Poggio Casciano

In der Toskana sollen bis 2025 alle Weinberge auf biologischen Anbau umgestellt werden. Ein sehr ehrgeiziges Ziel bei einer Anbaufläche von über 250 ha. Dem Klimawandel begegnen sie mit der Neupflanzung von hitzeresistenteren Sangiovese-Klonen, tiefwurzelnden Unterlagsreben und einer stärkeren Selektion der richtigen Reben für jede einzelne Lage. Die Ernte erfolgt bei Ruffino mit vollautomatischen Vollerntern, der nach der Reife des Lesegutes selektiert. Eine Handlese kann diese Form wohl nicht ersetzen, aber bei 250 ha ist es nach Aussage von Gabrielle Taconi nicht anders möglich, die Reben zum optimalen Zeitpunkt in die Kellerei zu bringen. Taconi ist seit 1988 der Weinmacher bei Ruffino, er steht für Kontinuität, nicht unbedingt für Erneuerung. Er macht die Weine, die das Terroir vorgibt.

Ruffino Weinberg unweit von Poggio Caasciano

Verkostungsnotiz

Heute möchte ich euch die Gran Selezioni Riserva Ducale D`Oro Chianti Classico 2015 vorstellen. Bei meinem Besuch habe ich die Jahrgänge 1988, 2000, 2014 und 2015 verkostet. In dem Weingut Gretole in Castellina in Chianti wird ausschließlich diese Gran Selezioni Riserva Ducale D´Oro, ihr absolutes Spitzenprodukt mit großem Wiedererkennungswert und einer riesigen Fangemeinde, erzeugt.

Der 2015er ist eine Cuvée aus 85 % Sangiovese und zu 15 % aus Colorino und einer geringen Beimischung von Merlot. Der Wein wird nach dem Gährungsprozess und dem malolaktischen Säureabbau 30 Monate im Barrique und in 10.000 Liter fassenden Fudern ausgebaut. Im Glas schimmert ein dunkles Rubinrot mit violettem Rand. In der Nase überwiegen rote Früchte, Walderdbeeren, Hagebutte, Rosenblätter und Röstnoten. Am Gaumen mundfüllend mit anregender Säure und gut integrierten Tanninen, mittlere Intensität, wenig Fruchtaromen mit leichten Gewürznoten, von mittlerer Länge im Nachhall. Handwerklich gut gemacht, aber nach meiner Meinung von der Zeit etwas überholt.

Bezug: w-wie-wein