Miguel Angel de Gregorio ist ein ziemlich wohlhabender Tausendsassa. 1964 in Almovodar del Campo in der Nähe von Ciudad Real geboren studierte er Anfang der Achtziger Jahre Agrarwissenschaften und nach seinem Abschluss lehrte er zwei Jahre an der Universität Madrid. Schon ab 1986 begann er einige ausgesuchte Weinbergsparzellen um Briones in der Rioja Alta zu kaufen. 1989 stieg er bei der Bodegas Breton als Önologe ein, er war für den Loriñon verantwortlich und schuf den Dominio de Conté.
Finca Allende
Ab 1995 begann er mit seinem eigenem Projekt: Finca Allende. Alles begann mit dem ersten Allende im Jahr 1995, schon im nächsten Jahr launchte er den Aurus und in 1999 sah der Calvario und der erste Allende weiß das Licht der Weinwelt. Zwischendurch erstand er noch 1998 den „Palacio de Ibarra“, einen Palast aus dem 17. Jahrhundert in Briones, der zwischen 2005 und 2008 zur Weinkellerei und Zentrale umgebaut wurde. Heute gehören zu der Finca 74 ha, die sich auf 174 Plots aufteilen. 75 % der Weine werden in 41 Länder weltweit exportiert. Eine wahrlich atemberaubende Story.

Kapital und Zeit waren allgegenwärtig: so begann er 2004 mit dem Aufbau einer neuen Weinkellerei, in der er gute, aber preiswertere und neue, fruchtigere Weine für eine eher jüngere und nicht eingefahrene Käuferschicht konzipierte. Heute umfasst die Finca Nueva insgesamt 96 ha und mehr als 900 Tausend Flaschen werden dort pro Jahr abgefüllt.
Zwischendurch lehrt er weiterhin Önologie an den Universitäten in Madrid und Logroño. Seine Expertise ist in Spanien gefragt und er betreute im Laufe der Jahre etliche Weinkellereien. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Logroño.

Weine machen
Was ist das Besondere an den Weinen von Gregorio in der Finca Allende? Erstmal fließt eine Menge Arbeit in die Pflege und Überwachung der 174 Weinbergsparzellen. Viele Plots werden zum Beispiel noch mit dem Esel bewirtschaftet, weil sich ein maschineller Einsatz gar nicht lohnt. Zweitens legt Gregorio höchsten Wert auf seine Böden: Gregorio ist ein Teroirist, d.h. er analysiert die Böden und die Kleinklimata seiner Parzellen genau, weil die Struktur der Böden neben der Ausrichtung der Weinberge für Gregorio das Wichtigste ist. Er weiß, dass ein guter Wein im Weinberg gemacht wird. Deshalb werden die Reben nach Vorselektion mit der Hand geerntet. Danach werden die unterschiedlichen Parzellen getrennt ausgebaut. Erst nach der Reife in Barriques aus französischer Eiche werden die Weine assembliert. Das erlaubt ihm, die Weine so auszubauen wie es ihm in jedem Jahr am günstigsten erscheint.
Zweitens kommen die Weine erst nach einer langen Lagerung auf den Markt. Der aktuelle Jahrgang des Einstiegswein Allende ist 2014, Aurus 2012 und beim Calvario ist es der 2011er. Und drittens heben sich die Weine von den fruchtüberladenen Parkerweinen, den holzigen Reservas der Rioja und den modernen terroirbetonten, frischen Rotweinen aus der Rioja Alavesa wie zum Beispiel denen von Artuke oder Pujanza ab. Es sind halt elegante, langlebige Rotweine der Rija Alta.

Verkostungsnotiz
Auf der Prowein im Mai hatte ich nach meinem Besuch im Jahr 2018 mal wieder die Gelegenheit, die Weine der Finca Allende zu verkosten und mit Nathalie Leboeuf (links im Bild) über Neues aus dem Allende Universum zu reden.
Heute verkoste ich den Einstiegswein Allende 2014. Ein reinsortiger Tempranillo, der 14 Monate in neuen und ein Jahr alten Barriques aus französischer Eiche reifte. Die Rebstöcke sind im Durchschnitt 45 Jahre alt und die Böden bestehen aus verwitterten Kalk. Die Reben werden als Ganze 6 Tage lang bei 5 °C mazeriert und danach 10 Tage bei 28 °C vergoren. Der Wein wird unfiltriert und ungeschönt auf die Flasche gezogen und nach acht Jahren auf den Markt gebracht.
Der Allende 2014 schimmert dunkelkirschrot mit violetten Reflexen im Glas. In der Nase Brombeere, Heidelbeere, Waldfrüchte und ein Hauch Kirsche, Tabaknoten und Zeder spiegeln den Ausbau in feinkörnigen Barriques aus französischer Eiche wider. Am Gaumen keine Explosion, sondern lebendig, elegant, mundfüllend mit gut integrierten Tanninen und einer frischen, ausbalanzierten Säurestruktur. Kein Blockbuster, sondern schmackhaft, lang im Finale und mit einer Kombination aus fruchtiger Frische und der Eleganz eines alterungsfähigen Weines. Für mich ein Gewinn für 20,- €.
Hier könnt ihr den Wein kaufen: Vinos.de