Mitte 2017 wurde der Startschuss für das Projekt der ´Viñedos Singulares` vom Kontrollrat der Rioja gegeben. Ziel war es, Weinanbauflächen, die über ein einmaliges Mikroklima und über geologisch einzigartige Formationen verfügen und sich von den Parzellen in der Nachbarschaft deutlich abheben, in einem Kataster auszuweisen. Für diese Flächen und die dort vinifizierten Weine sollten strengere Qualitätsanforderungen und eine bessere Rückverfolgbarkeit zu den Flächen gelten.

In meinem Roman ´Das Gewicht der Trauben` sagt die Protagonistin Rosa: „Weißt du, wenn ich die Klassifizierung als Lagenwein bekomme, kann ich das Terroir und den Weinstil besser vermarkten. Die Großen werden gewiss in der Zukunft viele Parzellen als ´Viñedos Singulares` anerkennen lassen und diese Lagenbezeichnung, die ja dann wie einer Marke ist, wird sich mit Sicherheit durchsetzen. So eine Art ´Grand Cru` oder ´Großes Gewächs`.“

Ja und nur zwei Jahre später zählt der Kontrollrat der Rioja schon 50 Kellereien mit 84 ausgewiesenen Weinanbauflächen und insgesamt 154 Hektar; und erwartet, dass sich bis 2020 die Fläche der ´Viñedos Singulares` auf über 200 Hektar erhöht.

© Valdemar

In Spanien werden die erzeugten Weine nach der Qualität und der geografischen Herkunft unterschieden in Vino de Mesa, Vinos de la Tierra und Vinos de Calidad. Darüber hinaus gilt in den 78 zertifizierten Regionen das Crianza-System; d.h. dass die Weine nach der Zeit des Ausbaus im Eichenfass klassifiziert werden. In der Rioja zum Beispiel gibt es vier Klassen mit unterschiedlich farbigen Rückenetiketten: Tinto, Crianza, Reserva und Gran Reserva. In anderen Regionen gilt dieses System auch, wobei nicht überall zum Beispiel Reservas und Gran Reservas ausgebaut werden.

Das spanische Landwirtschaftsministerium hat dieses System im Jahr 2003 um die Klassifizierung Vino de Pago erweitert. Pagos dürfen sich nur Kellereien nennen, die wie die ´Viñedos Singulares` über Anbauflächen verfügen, die sich von der Umgebung durch die Böden und das Mikroklima unterscheiden.

Aber zurück zu den ´Viñedos Singulares`, die qualitativen Anforderungen  lassen sich kurz so zusammenfassen:

  1. Die Reben müssen älter als 35 Jahre sein und die Produktionsmenge ist bei Rotweinen auf 5.000 kg/ha und bei Weißweinen auf 6.922 Kg/ha begrenzt. Außerdem darf das Verhältnis von Wein zu Traubengewicht 65 % nicht überschritten werden; d.h. aus 1.000 kg Trauben dürfen nur 650 l Most abgezogen werden.
  2. Der Anbau hat zumindest naturnah und die Lese manuell zu erfolgen.
  3. Jeder Wein wird vor der Markteinführung von einem Gremium zweimal geprüft und erhält erst dann die Bezeichnung des ´Viñedo Singular`. Die Weinkellerei darf den Zeitpunkt der Verkostung wählen.

Wer ist dabei? Die Liste spiegelt das Who is Who der Rioja wider. Bodegas Izadi aus der Grupo ArteVino, Ysios, Beronia, Luis Cañas und etliche andere. Bodegas Bilbainas hat ihren Weinberg Zaco als ´Viñedo Singular` zertifizieren lassen. Eine Einzellage, die schon mit einem Wein gleichen Namens seit Jahren auf dem Markt ist. Man muss kein Hellseher sein, dass der jetzige Wein als ´Viñedo Singular` verbessert wird oder ein neuer Wein in einem neuen Qualitätssegment und dann wohl auch zu einem höherem Preis vermarktet wird.

© Valdemar

Auch die Bodegas Conde Valdemar aus Oyon hat aus ihrem ´Viñedo Singular` mit dem Weißwein Finca Alto Cantabria einen neuen Wein vinifiziert, deren ersten Jahrgang 2019 ich Ihnen heute vorstellen werde.

Die Einzellage Finca Alto Cantabria ist ansehnliche 8,6 ha groß und wurde 1975 mit Viura-Reben bestockt. 2019 erhielt er die Bezeichnung des ´Viñedo Singular` und dies ist der erste Jahrgang. Die Reben wachsen auf Kalkgestein und lehmigen Böden auf einer Höhe von 489 m. Die Trauben wurden manuell geerntet und teilweise im Stahltank und in Barriques aus französischer Eiche vergoren. Weitere sechs Monate reifte der Wein auf der Feinhefe im Eichenfass.

Im Glas leuchtet er strohgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase weiße Blumen, Orangenblüten, reifer gelber Apfel, kandierte Birne, Mango, dezent mit gerösteter Haselnuss unterlegt, rauchige Noten vom Ausbau im Barrique. Am Gaumen mundfüllend, fett, mit einer gut eingebundenen Säure, leichter Zitrusnote. Ein wenig an die Chardonnays des Burgund erinnernd und das ist wohl auch gewollt. Der Wein ist komplex, intensiv, ausgewogen mit einer guten Länge.

Der perfekte Begleiter für viele Gelegenheiten, ideal zu weißem Fisch, Flusskrebsen, aber auch zu Spaghetti Frutti di Mare und allgemein zur asiatischen Küche.