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Pago de Vallegarcia Viognier 2018 – frisch aus dem Barrique

Alfonso Cortina war zum Ende seiner beruflichen Karriere von 1996 bis 2004 Vorstandsvorsitzender des spanischen Erdölmultis Repsol und damit Boss eines der umsatzstärksten Unternehmens Spaniens. Für die vinophile Kundschaft allerdings viel wichtiger, er besaß eine der besten Weinsammlungen Spaniens mit mehr als 18.000 Flaschen. Schon das alleine ist ja eine Story wert. Ende der 1990er Jahre baute er sein Jagdschloss südlich von Toledo zu einem Single Estate Weingut um und beauftragte den Australier Richard Smart auch bekannt als „the flying vine-doctor“ geeignete Rebsorten anzubauen. Smart, ja richtig, der Entwickler der Smart-Dyson-Reberziehung, entschied sich für  Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah und Petit Verdot sowie Viognier.

Auf französische Rebsorten spezialisiert

Cortina hätte sich wahrscheinlich auch so für französische Rebsorten entschieden, da sich in seinem Weinkeller die großen Bordeaux und Rhone Weinen nur so stapeln. Er selbst drückte das mal so aus: „Ich habe mich für französische Trauben entschieden, weil sie am besten zu meinem persönlichem Geschmack passen, der durch den Genuss und Konsum großer Bordeaux-Weine geprägt ist.“ Tja ist halt kein Nachteil, wenn der Großvater Bürgermeister von Madrid war und sein Vater immerhin Außenminister Spaniens in den siebziger Jahren. Da kann sich der Geschmack mal an großen Bordeaux Weinen ausrichten. Das ist kein Neid, reine Bewunderung. Ich könnte jetzt über das deutsche Bildungssystem mit partiellen Aufstiegschancen schimpfen, aber das hört hier nicht hin.

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Die Nachfolge von Vater Alfonso Cortina treten seine beiden Söhne Felipe und Carlos an. Beide studierten Finanzwissenschaften, sind aber schon seit 2011 Teil des Teams Vallegarcia. Sie gingen aber erst mal unterschiedliche Wege. Felipe gründete 2012 Jimmy Lion und vertreibt peppige Socken, sein Bruder Carlos arbeitet seit 2015 für einen Risikokapitalfonds in London.

Beste Beratung

Seit 2007 unterstützte einige Jahre kein geringerer als Eric Boissenot den Chefönologe und technischen Geschäftsführer Adolfo Hornos. Boissenot war einer der führenden Consultants des Medóc und u.a. für die Premier Crus von Lafite-Rothschild, Margaux, Latour und Mouton-Rothschild verantwortlich. Die Creme de la Creme des Bordeaux!

Ein paar Fakten zu Pago de Vallegarcia: Heute verfügt das Weingut über 50 ha Weinberge auf 850 – 900 Höhenmetern am Naturschutzgebiet Cabañeros. Das Klima ist kontinental mit heißen Sommern und kalten Wintern, durchschnittliche Niederschläge von 620 mm pro Jahr, die Böden bestehen aus altem Verwitterungsgestein.

Die Kellerei wurde standesgemäß 2006 von König Juan Carlos persönlich eingeweiht. Sie ist heute mit moderner Kellertechnik ausgestattet, die Weine reifen in 1.000 französischen Barriques, die Produktion beträgt 300.000 Flaschen/Jahr, davon gehen 70 % in den Export in 25 Länder.

2019 wurde das Weingut als D.O.P. Vino de Pago Vallegarcia von der EU klassifiziert. Ein Pago ist die Spitze der spanischen Weinqualitätspyramide, besser geht nicht. Eine Ehre. Aber mal ehrlich, nicht alle Pagos keltern gute Weine.

Degustation

Der Viognier schimmert goldgelb im Glas mit grünlichen Reflexen. Schon die Nase ist üppig. Ich rieche Pfirsich, Aprikose, weiße Blüten, dicht aber nicht fett. Ein Hauch vom Barrique mit leichten Toast, frische Kräuter Dill und Thymian. Im Mund eine Vielzahl von Aromen Steinobst, Pfirsich und Aprikose, ein wenig vom Andechser Bio-Joghurt mit Mango dazu Mandelkerne und etwas Honig, auch nasser Stein. Ein Wein mit Schmelz und subtilen Holznoten, langanhaltend. Er beherrscht das Spannungsfeld aus reifer Frucht und eingebundener Säure perfekt, bleibt harmonisch, aber jederzeit kräftig. Die 13,5 % Alkohol sind gut eingebunden, er macht nicht müde, im Gegenteil.

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Als Speisenbegleiter gerne mit gereiftem Käse, Kabeljau und wer es mag Bakalhau. Und ganz allgemein zur japanischen Küche.