Nein nicht Ornellaia, ich sitze gleich nebenan an einem sonnigen Samstagnachmittag bei Chiappini. Unbekannt, wenn da nicht vor kurzen die 100 Punkte Bewertung vom Wine Enthusiast gewesen wäre. Giovanni hat bis vor kurzen eigentlich den Weinanbau nur nebenbei und die Wein mehr für sich, Verwandte und Freunde hergestellt… so die Story, die sich dann gut verkaufen läßt. Aber Giovanni führt seine Weinkellerei schon seit Jahrzehnten und wird heute von seinen beiden Töchtern unterstützt. Seit Jahren biologisch, liegt der Schwerpunkt der Arbeit im Weinberg.

Die Weine aus der prestigeträchtigen Region Bolgheri sind häufig Fruchtbomben. Nicht so die von Chiappini, sie sind filigran komponierte Kunstwerke: elegant, schlank, mineralisch und nicht überladen, der Barriqueeinsatz kontrolliert. Sie werden spontan vergoren und kommen unfiltrirt auf die Flasche. Und sie kosten weniger als die Hälfte der Weine der berühmten Nachbarn Ornellaia, Antinori oder Le Macciole. Der Einstieg Ferruggino kostet nur 12,- € und der Feliciaino 18,- € ab Weingut. Wenig für die gebotene Qualität.

Verkostungsnotiz

Ich habe im Glas den Feliciaino 2018, einen Wein aus 50 % Cabernet Sauvignon, 40 % Merlot und 10 % Sangiovese, der 12 Monate im Barrique aus französischer Eiche reifte. Die Farbe tiefdunkles Rubinrot. In der Nase Aromen von Kirschen, Pflaume, Heidelbeeren, rote Beete, Blut, Orangenzeste, mediterrane Kräuter. Am Gaumen ist der Feliciaino mundfüllend mit einer feinen, gut dosierten Säure, die den Wein in ein langes Finale trägt. Geschliffene Tannine, Kirschtoffénoten, mit einem wahnsinnigen Trinkfluss. Ein echter Schatz!

Ich würde ihn allgemein zu geschmortem Fleisch, Wildgerichten und Rindfleich trinken. Lagerpotential bis 2036.

Bezug schwierig: Amici del Vino